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ILO-Kampagne zur Beendigung moderner Sklaverei

Rede von MEP Thomas Händel, Vorsitzender des Ausschusses für Beschäftigung und Soziale Angelegenheiten

ILO-Kampagne zur Beendigung moderner Sklaverei

24. Mai 2016 18:30 - 20:00
Europäisches Parlament

Rede von MEP Thomas Händel, Vorsitzender des Ausschusses für Beschäftigung und Soziale Angelegenheiten

 

Meine Damen und Herren,

Viele, mit denen ich in den letzten Tagen über Sklaverei gesprochen habe, glauben, dass dieses Phänomen der Vergangenheit angehört.

Einige gestehen ein: vielleicht in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern, aber das sind Ausnahmen.

Andere sind verunsichert, haben von Zwangsprostitution und Menschenhandel gehört.

Worüber wir hier sprechen ist anders!

Die Wahrheit ist: Sklaverei geschieht jeden Tag. In fast jedem Land. Sogar in den EU-Mitgliedsstaaten.

Das sind keine Klatschgeschichten, das ist Realität, in Zahlen, die unvorstellbar sind.

Die Medien beginnen nun zu recherchieren und haben bereits mehrere schwere Fälle von Sklaverei innerhalb der EU aufgedeckt. Lassen Sie mich über einige der jüngsten, sehr beunruhigenden Fälle berichten:

Die Universität Leiden recherchiert zu Sklaverei in Malta. Dort arbeiten Nordkoreaner 12 bis 16 Stunden am Tag in einer Fabrik, sie leben eingesperrt ohne Kontakte zur Außenwelt.

Sie sind gezwungen, ihr Gehalt den nordkoreanischen Behörden zu geben und dürfen nur einen kleinen Teil behalten, um zu überleben.

Ich habe bereits die Europäische Kommission, die ILO und die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte kontaktiert.

Wir haben eine klare Antwort der Agentur für Grundrechte erhalten.

Aber wir haben auch eine sehr unbefriedigende Antwort bekommen, die besagt, dass dies eine Angelegenheit der Mitgliedsstaaten sei.

Leben wir nicht in einer Europäischen Union, in der die universellen Standards für Menschenrechte gelten?

Tragen wir nicht die Verantwortung, Menschen vor Sklaverei zu schützen?

Erst letzte Woche hat die deutsche Nachrichtenagentur VICE über einen weiteren Fall der Sklaverei in Europa berichtet:

In Polen arbeiten Hunderte Nordkoreaner in einem polnisch-nordkoreanischem Jointventure -Unternehmen.

Sie werden ausgenutzt, um Luxusapartments zu bauen, an Werften und in der Landwirtschaft zu arbeiten.

Sie leben gemeinsam in versteckten Häusern unter ständiger Überwachung durch hochrangiges nordkoreanisches Militär.

Auch ihr Gehalt geht direkt an ein nordkoreanisches Staatsunternehmen, auch sie arbeiten 12 Stunden am Tag, auch sie haben keinerlei Rechte und niemanden kümmert es.

Nicht die polnischen Behörden, nicht die Europäische Union.

Und um höflich zu bleiben: dies passiert nicht nur in Polen und Malta - es besteht auch ein Verdacht in anderen Mitgliedstaaten - darunter Deutschland!

Deswegen ist diese Kampagne so bedeutend.

Es reicht nicht, über die Abschaffung von Sklaverei zu sprechen.

Das ILO-Protokoll zur Zwangsarbeit muss ratifiziert und die Maßnahmen dieses rechtlich bindenden internationalen Vertrags umgesetzt werden.

Laut dem globalen Sklaverei-Index von 2014 sind etwa 38,5 Millionen Menschen auf der ganzen Welt von Zwangsarbeit betroffen. Und in Europa sind es nicht Hunderte, sondern Hunderttausende...

Dies ist ein Problem, das wir sehr schnell überwinden müssen.

Die Europäische Kommission, der Rat und das Parlament müssen handeln.

Ein wichtiger Schritt wäre, Maßnahmen zu ergreifen, um Unternehmen, die Sklaverei betreiben, von öffentlichen Vergabeverfahren auszuschließen. Stellen Sie sich vor, nur 3 von den 176 untersuchten Ländern tun dies bislang.

Wir als Europäisches Parlament werden diese Angelegenheit sehr ernst nehmen.

Ich werde meine Kolleginnen und Kollegen bitten, sich diesen Fällen im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten anzunehmen, wir werden die Europäische Kommission und den Rat auffordern, über ihre Maßnahmen zu berichten und konkrete Vorschlägen gegen die moderne Sklaverei in der Europäischen Union zu unterbreiten.

Und wir hoffen auf die Unterstützung der ILO.

Liebe Freunde von der ILO, ich möchte Sie ermutigen, Ihren Weg fortzusetzen und Druck auf die Regierungen und Institutionen auszuüben, um die moderne Sklaverei zu bekämpfen.

ich bedanke mich für die Einladung zu dieser Veranstaltung, vielen Dank an Claude Moraes um dies im Europäischen Parlament ermöglicht zu haben.

Vielen Dank!

Videobeitrag: Louise Schmidt

 

 

 

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